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1.3   Die Giralgeldschöpfung der Banken verläuft überschießend und inflationär

Die Banken handeln wie jeder andere individuelle Wirtschaftsteilnehmer: prozyklisch und eigeninteressiert. Prozyklisch heißt konform mit den Konjunktur- und Börsenzyklen, also expansiv bis euphorisch in Aufwärts- und Hochphasen, kontraktiv bis verstockt in Abwärts- und Tiefphasen. Eigeninteressiert heißt, auf den größtmöglichen Nutzen der eigenen Firma bedacht. Das ist noch kein Vorwurf, nur eine Feststellung.

Aus der prozyklisch schwankenden Kreditvergabe und Investmenttätigkeit der Banken ergibt sich synchron die schwankende Giralgeldschöpfung der Banken. Diese Kopplung von Geldschöpfung und Kreditvergabe ist höchst disfunktional. Denn aus dem prozyklischen Geschäftsverhalten der Banken folgt eine prozyklisch überschießende Geldschöpfung durch die Banken mit teils extremen Übertreibungen der Konjunktur- und Börsenzyklen:

Im Auf und Hoch entsteht ein Geldüberangebot und daraus resultierend Verbraucherpreis-Inflation, seit den 1980er Jahren zunehmend auch Asset-Inflation, also Mengen- und Preisblasen von Finanzaktiva wie Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Anleihen, zurückliegend vor allem Staatsanleihen u.a. Dagegen kommt es im Ab und Tief von Krisenphasen, infolge von implodierender Börsenkapitalisierung, geschrumpften Vermögenswerten und Zahlungsausfällen, zu Geldverknappung und also monetärer Austrocknung der Wirtschaft.

In der Gesamtbilanz erfolgt die Giralgeldschöpfung der Banken überschießend, das heißt, es wird langfristig stets vielfach mehr Geld geschöpft als realökonomisch gebraucht wird. Im Zeitraum von 1992 bis zur Krise 2008 wuchsen Geldmenge und BIP in Deutschland wie folgt:   

M1                189 %        ~6/8     ~3/4
BIP nominal    51 %         ~1/8
BIP real          23 %        ~1/8

Das bedeutet, die umlaufende Geldmenge wuchs fast acht Mal stärker als der reale Zuwachs der Produktivität und der Realeinkommen. Oder anders gesagt, nur 1/8 des Geldmengenzuwachs ging in reales Wachstum. Ein weiteres 1/8 ging in Verbraucher­preisinflation. Wohin floss der große Rest von 6/8 bzw drei Vierteln des überschießenden Geldangebots? Es floss in Asset Inflation, in Finanzmarktspekulation. Eine solche Ausweitung der Geldmenge über die Jahre hinweg kann nur erklärt werden bei selbstbezüglich finanzwirtschaftlicher, nicht realwirtschaftlicher Verwendung der Mittel.

Im Zuge der Ausbreitung eines neuen Finanzkapitalismus seit den 1980–90er Jahren geht ein steigender Anteil der Geldschöpfung nicht mehr auf realwirtschaftliche Produktions-, Handels- und Konsuminteressen zurück, sondern auf das Interesse an maximal verzinslichen Geldanlagen. Spekulative Finanzinvestments werden regelmäßig durch Giralgeldausweitung per Kredit aufgehebelt (leverage).